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Stundenkürzung: „Ein katastrophales Signal für Schüler“
Wiener Stadtschulratspräsidentin Brandsteidl ist über Aussagen von Gehrer erbost

„Das schockiert mich. Das disqualifiziert sich von selbst.“ Empört über Äußerungen von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer in einem KURIER-Interview ist die Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl. Gehrer hatte geklagt, „wegen einer Musikstunde weniger in der Oberstufe“ werde ein „irres Theater“ gemacht („Wenn ich das 285. eMail kriege, denke ich, da ändere ich nichts mehr“). Brandsteidl: „Nach so einer Aussage glaube ich nicht, dass sie bei der Stundenkürzung noch etwas ändern will. Sie ist wohl diskursunfähig, daher ist jede Hoffnung unrealistisch.“ Sie verstehe den Protest gegen die Reduktion des Musikunterrichts: „In der 3. und 4. Klasse Hauptschule gibt es nur mehr eine Stunde. Was ist da noch möglich?“ Absurd sei, dieses Fach in Schulen mit musischem Schwerpunkt zu kürzen, befindet die SPÖ-Politikerin: „Das ist, als würde im Oberstufenrealgymnasium für Leistungssportler der Turnunterricht ,abgeschafft’.“ Ebenso inakzeptabel sei das Streichkonzert am Musikgymnasium. Dort sei die Wochenstundenzahl bereits verringert worden, damit genügend Zeit für individuelle Förderung sowie die Ausbildung an Konservatorien und musischen Hochschulen sei. „Durch die geplante Kürzung um zehn Stunden in der Oberstufe – auf fünf Jahre verteilt – kommt man umgelegt auf einen durchschnittlichen Tages-Unterricht von 4,36 Stunden“, rechnet Brandsteidl vor. „Da hört sich Schule auf.“ Verärgert ist sie auch darüber, dass Gehrer „gerade im Hinblick auf die EU-Erweiterung“ bei der zweiten Fremdsprache kappt. „Die Ministerin kann doch nicht sagen, damit tut sie Kindern etwas Gutes. Ihnen das Signal zu geben, ,Ich biete euch etwas weniger’, ist katastrophal.“

POLEMIK Gehrer verwahrte sich gestern in einem offenen Brief an die Lehrergewerkschafter gegen die heutigen Proteste an den 320 Gymnasien. Damit entfielen bis zu 38.375 Unterrichtsstunden. „Polemik“, meint Brandsteidl. Ihr Sohn, derzeit in der 1. Klasse AHS, werde wegen der Kürzung über die gesamte Schulzeit hinweg um ein halbes Jahr weniger Unterricht haben als jemand, der jetzt abschließt. „Im Vergleich dazu ist der heutige Stunden-Entfall lächerlich.“

– Karin Leitner





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